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Reisebericht

Reisebericht

Guten Tag zusammen,

es ist schon ein paar Tage her, dass ich o.g. Reise angetreten habe, dennoch bin ich noch „mitten drin“.

Ich bin am 1.09. früh in Hamburg angekommen. Ich habe mein Gepäck verstaut und mir die Stadt angesehen. Gegen 15:30 Uhr bin ich zum Taxistand, um mich in den Containerhafen fahren zu lassen. Der Taxifahrer war etwas überfordert mit meinem Wunsch, aber da muss er durch. Die wichtige Köhlbrandbrücke war zu diesem Zeitpunkt gesperrt, es ging über eine Landstraße. Nach fast 1 1/2 Stunden standen wir dann am Tor.

Ich war angemeldet, wurde von dort abholt und mein Abenteuer Frachtschiffreise konnte beginnen.

Ich wurde an der Gangway von einem Crewmitglied abgeholt und erhielt auch eine kurze Einweisung, wo ich mich nicht aufhalten darf bei An- und Abfahrt im Hafen. Außerdem wurde mir mein Platz in der Messe gezeigt. Anschließend ging es weiter zu meiner Kabine, 60 Stufen über der Messe.

Ein weiterer Passagier war an Bord, wie ich ein Neuling in Sachen Frachtschiffreise. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Haben uns in der Messe getroffen. Ich saß noch nicht richtig auf meinem Platz, schon hat mir der Koch einen Teller mit Gulasch hingestellt. Überhaupt das Essen, ein ganz dickes Lob an den philippinischen Koch.

Sehr interessant fand ich das Ab- und Anlegen in einem Hafen, oder die Aufnahme des Lotsen. Jedes Crewmitglied weiß was zu tun ist.

Die Geschäftigkeit in einem Hafen, wenn angelegt wurde. Der Kran stand schon bereit, um abzuladen bzw. neu zu laden. Die Uhrzeit spielt da keine Rolle, da ist nichts mit „Work-Life-Balance“. Abgeladen wird auch um 23 Uhr, wenn es sein muss.

„Leider“ führte diese Reise nicht durch den NOK, aber ich wurde reichlich belohnt mit der Küstenregion von Norwegen, eine traumhafte Landschaft. Einfach nur dasitzen, aufs Wasser schauen, den Gedanken nachhängen, entschleunigen, herrlich.

Tja und dann in Lavrik wollte ich von Bord, habe mich entsprechend mit Warnweste und Helm ausgestattet und ging die Gangway runter. An der letzten Stufe ist es dann passiert. Das Schiff und die Gangway schaukelten sehr heftig und ich fiel die letzte Stufe runter.

Ich habe die Gangway wieder hoch geschafft und auch weiter in meine Kabine. Beide Knöchel waren schon geschwollen. Nicht lange danach kam ein Crewmitglied, fragte was passiert ist und brachte mir Kühlakkus. Salbe oder sonstige Medikamente gibt es nicht an Bord. Auch der Kapitän kam und fragte genau, wie das passiert ist. Ich habe es ihm erzählt, er meinte nur, ich hätte da keine Chance gehabt, sowas passiert. Er hat bestätigt, dass es an Bord keine Medikamente oder Salbe gibt, Sparmaßnahmen nennt man das wohl. Er wollte wissen, ob ich in die Notaufnahme möchte. Erst mal die Kühlakkus probieren, Schmerzen spüre ich nicht, sehen, wie es am nächsten Tag aussieht.

Wir sind nachts losgefahren Richtung Kristiansand. Der nächste Tag war leider nicht optimal für mich, ich konnte rechts nicht mehr auftreten. Der Mitreisende hat sich sehr um mich gekümmert, hat mir mein Essen gebracht und mich auch „unterhalten“, da ich nicht mehr aus der Kabine kam. Der Kapitän wollte wissen, wie es mir geht und ich sagte ihm, dass ich nicht mehr auftreten kann und das doch mal überprüfen lassen sollte. Ich hatte „Glück“, wir lagen an diesem Tag, es war ein Sonntag, den ganzen Tag im Hafen… (Wink des Schicksals?)

Der Bootsmann hat sich um alles gekümmert. Hat sich um ein Taxi gekümmert, was mich am Schiff abholen kann, die Hafenbehörde informiert, dass ich in die Notaufnahme muss. Hat zwar eine gute Stunde gedauert, da der Taxifahrer nicht wusste, wohin er fahren musste.

Letztendlich hat es geklappt. Ich wurde in die Notaufnahme gefahren. Dort wurde festgestellt, es muss geröntgt werden, das Bild hat ergeben, ich habe einen Wadenbeinbruch rechts, und Bänderdehnung links.

Nachdem ich soweit verarztet wurde, ging es zurück zum Schiff. Wieder eine Herausforderung für den Taxifahrer. Er wusste nicht, wie er auf das Gelände kommt. Eine Security-Mitarbeiterin, die für ein Passagierschiff eingeteilt war, hat sich dann gekümmert und die Hafenbehörde informiert. Gegen 15:30 Uhr war ich wieder an Bord….

Die Gangway kam ich noch selbst hoch, auf einem Bein hüpfend. Crewmitglieder standen oben auf dem Schiff und haben mir zugesehen und sich unterhalten. Ein Mitglied kam mir sofort entgegen und mich aufzufangen, falls ich es nicht schaffen sollte.

Jetzt war ich auf dem Schiff, sofort wurde mir ein Stuhl gebracht, wo ich mich draufsetzen und durchatmen konnte.

Die Crewmitglieder standen beisammen und unterhielten sich in einer Sprache, die ich nicht verstand. Sie beratschlagten, wie sie mich in die Kabine bringen.

Die ersten 30 Stufen saß ich auf einem Stuhl und sie hoben mich über die Außentreppe zwei Stockwerke hoch. Die letzten 30 Stufen hat mich ein Crewmitglied, über die Innentreppe, Huckepack genommen und hochgetragen.

Diese Hilfsbereitschaft der Crew, diese Freundlichkeit der Männer, eine ganz tolle Erfahrung und dafür bin ich sehr dankbar dafür.

Die letzten 2 Tage an Bord verbrachte ich in meiner Kabine, wurde versorgt und unterhalten. Ich fühle mich, trotz allem, wohl an Bord.

Der letzte Tag, Abreise. Ich machte mir schon Gedanken, wie ich von Bord komme. Auch das wurde mir abgenommen. Es standen zwei Crewmitglieder bereit, einer vor mir, einer hinter mir, die mich fast getragen haben über die Gangway. Unten wartete schon ein Mitarbeiter vom Hafen, der uns zum Ausgang gefahren hat.

Der mitreisende Passagier hat sich immer um mein Gepäck gekümmert und auch Fotos gemacht, von meinem Abenteuer, Frachtschiffreise.

Für mich habe ich beschlossen, das muss ich auf jeden Fall noch einmal machen in der Hoffnung, dass die Reise dann durch den NOK geht.

Noch trage ich die Orthese, aber ein Ende ist in Sicht. Die Reise und diese Hilfsbereitschaft der Mannschaft behalte ich in sehr guter Erinnerung.