Hallo Frau Weber,
nachdem ich letzte Nacht wieder in Rotterdam abgekommen bin, möchte ich Ihnen einen kurzen Bericht von der Fahrt mit der Hanna geben.
Eines vorweg, die Fahrt hat meine Erwartungen voll erfüllt und in vielen Teilen noch übertroffen.
Im Einzelnen:
Das Schiff: Die Hanna ist ein sehr sauberes, gut geführtes Schiff. Die Eignerkabine, die ich hatte bietet mehr als ausreichend Platz und dadurch, dass man quasi Wohn- und Schlafzimmer hat, muss man auch nicht immer im Bett liegen oder sitzen.
Die Crew: Die Besatzung war durchweg sehr freundlich und zuvorkommend. Bei dem Kapitän, der uns bis Cork gefahren hat, war ich mir zu Beginn nicht sicher, ob ich ihm auf die Nerven gehe oder ob er einfach unnahbar ist. Nach ein paar Tagen habe ich dann allerdings gemerkt, zum einen waren seine Englischkenntnisse noch schlechter als meine, was auch Lotsen in Plauderlaune zu spüren bekommen haben, aber auch mit seinen Leuten, sprach er oft nur das Nötigste. Sein „Nachfolger“ war da ganz anders, der redete ohne Punkt und Komma.
Meiner haben sich dann der 1. Offizier und der 2. Ingenieur angenommen. Von dem einen habe ich sehr viel über Navigation, Be- und Entladen alles was mit der Brücke und generell mit dem Betrieb des Schiffes zu tun hat gelernt und der 2. Ingenieur hat mir die gesamte Technik gezeigt und ausführlich erklärt.
Vor wem ich meinen Hut ziehe, sind die philippinischen Matrosen, die scheinbar nie schlechte Laune hatten, immer ihre Scherze machten oder gesungen haben. Besonders möchte ich noch den Koch erwähnen, „Cookie“, der hervorragend kocht, immer frisch und lecker. Einziges „Manko“, er tat es den Decksleuten gleich und stapelte riesige Portionen auf kleinstem Raum und gab sich bei mir wohl extra viel Mühe anzurichten, was sich leider ab und zu auf die Temperatur ausgewirkt hat. Das war aber zu verschmerzen.
Was mir ein wenig gefehlt hat, war, dass es keine Gemeinschaft gab. Außer bei den Mahlzeiten kamen nie alle mal zusammen. Ich denke aber, dass sowas mein falsches, verklärtes Bild von Seefahrtsromantik ist.
Kein Lob ohne Kritik aber die Betrifft nur Ihr Unternehmen. Sie schreiben, dass die Städte fußläufig von den Häfen zu erreichen sind. Das mag auf die Häfen noch zutreffen aber nicht auf die Liegeplätze. In Dublin und Belfast waren die Städte noch vergleichsweise gut mit dem Taxi zu erreichen. In Cork war der Containerterminal aber 40 km von der Stadt entfernt, das sprengte dann doch alle Rahmen.
Überhaupt ist das mit den Terminals so eine Sache, in Dublin, darf man zwar zum Tor laufen aber nur in eine Richtung und auf keinen Fall den kürzesten Weg nehmen. In Belfast darf man auf keinen Fall laufen aber die Carrier Fahrer nehmen einen gerne mit zum Gate. Sehr verwunderlich fand ich auch, dass man beim verlassen der Terminals gar nicht kontrolliert wird. Wenn man den richtigen Weg nimmt, kann man einfach so raus marschieren.
Zum Schluss sein auch noch das Immigration Office in Rotterdam erwähnt. Als ich mich gestern Abend zurück gemeldet habe, wollte der „freundliche“ Beamte ein Flug- oder Zugticket sehen, dass ich Holland auch bloß wieder verlasse. Auf meine Nachfrage warum, ich sei doch EU-Bürger und könnte mich in Holland aufhalten, wusste er keine Antwort wollte dann meine Fahrkarte auch nicht mehr sehen.
So, das in aller Kürze. Es war meine erste aber sicher nicht meine letzte Frachtschiffreise und ich verspreche beim nächsten mal nicht mehr so nervös zu sein. 🙂
Viele Grüße