Meine Reise mit der MS KRISTIN SCHEPER
Ich wartete schon recht viele Stunden am Rotterdam Shortsea Terminal RST in meinem Wohnmobil auf das Schiff. Dann sah ich sie in der Ferne einlaufen, sah ihre grellen Scheinwerfer und konnte schwach ihre Aufbauten erkennen. Ich ging zum Gate und bat den Pförtner, einmal zu schauen ob sie es wirklich ist. Ja, es war das wegen Beladungsproblemen im Europahafen von Rotterdam um acht Stunden verspätete Schiff KRISTIN SCHEPER.
Es war 22 Uhr, als ich endlich zum Schiff gebracht wurde. Ich war glücklich, nun diese sehr laute Einfahrtstraße des terminal verlassen zu können. Am Kai stieg ich aus und ging zum Schiff, das bereits weitere Ladung aufnahm. Ein freundliches Mitglied der Crew sah mich, fragte ich die zweite Passagierin sei und ließ mich schnell über den Lotsenzugang seitlich des Containerdecks an Bord. Er trug mein Gepäck in die fünfte Etage der Aufbauten, sagte „that’s your cabin“ und verschwand mit den Worten, „see you later“.
Ich war da, ja, ich war an Bord dieses Schiffes, dass ich bereits seit zwei Wochen über marinetraffic.com verfolgte. Glauben konnte ich das noch nicht, es war alles irgendwie so unglaublich. Ich begab mich auf die Brücke, wo ich den Kapitän antraf und stellte mich vor. „You are welcome“ waren seine kurzen Worte. Er hatte sicher noch einiges zu tun. Unterdessen ging die Beladung weiter, ich hörte zuweilen das Aufsetzen eines Containers an Bord und spürte, wie das Schiff sich sachte neigte, wenn der Container sehr schwer war.
Um 10:30 des nächsten Tages hieß es Leinen los. Eine etwa zweistündige Fahrt durch den verwinkelten und schier riesigen Hafen Rotterdam begann. Ich ging auf die Brücke, sah mir die Arbeit des Lotsen und des Kapitäns an und war fasziniert zu sehen, dass ein 141 m langes Schiff heute mit dem Joystick gesteuert wird. Dann ging der Lotse von Bord, die eigentliche Seereise quer über die Nordsee zum Skagerrak begann. Der Seegang war schwach, ich spürte lediglich das Vibrieren des Schiffes durch seine Schraube und der Maschine. Allerdings fuhr das Schiff nun fast mit Höchstleistung, man wollte ein paar Stunden der Verspätung wieder heraus holen.
Am Abend des folgenden Tages erreichten wir gegen 18:00 Uhr Oslo. Wegen der späten Ankunft dort verzichtete ich auf einen Landgang. Bereits am frühen Morgen des kommenden Tages ging es bei einem strahlend blauen Himmel den Oslofjord hinunter bis zum Skagerrak und dann in den Fjord nach Frederikstad. Diese Fahrt dauerte 6 Stunden und war ein Hochgenuss. Nahe vorbei an den felsigen Küsten Norwegens erreichten wir gegen Mittag Frederikstad. Das Containerterminal ist hier etwa 30 Gehminuten von der Stadt entfernt und so gingen der andere Passagier und ich für 3 Stunden von Bord in die Stadt. Ein hübsches Städtchen, dass sich in den Herbstfarben sehr fotogen gab.
Es folgte eine 10 stündige Nachtfahrt durch den Skagerrak nach Kristiansand, wo wir am frühen Morgen gegen 6:30 einliefen. Hier liegt der Terminal „one footstep“ von der Innenstadt entfernt und ich hatte viel Zeit für einen Landgang. Kalt war es in Kristiansand, nur 5° bei lebhaftem Südwind vom Skagerrak her. Eine Hafenstadt, die bei dem bedeckten Himmel recht grau wirkte. Das Schiff war im der Innenstadt ständig zu hören (Stromdiesel). Beruhigend, dieses Geräusch zu hören in einer ansonsten fremden Umgebung.
Nach dem Ent- und Beladen ging es am Abend voll beladen in die offene See hinaus, der Lotse ging mit einem kühnen Sprung auf’s Lotsenboot von Bord und wir fuhren in eine sehr windige Nacht hinaus Richtung Rotterdam. Das 141,6 m lange Schiff fing zum ersten Mal auf dieser Fahrt merklich zu rollen und leicht zu stampfen an. Aber gemütlich war es in dieser Nacht in meiner Kabine bei Tee und Plaudern mit dem anderen Passagier.
Gegen 23 Uhr ließ ich mich vom Schiff in den Schlaf schaukeln, der Hauptdiesel schickte seine Vibrationen und Geräusche bis zu mir 6 Etagen höher.
Der folgende und letzte Tag auf See (Sonntag) war eindrucksvoll mit den recht Hohen Wellen der Nordsee. Der Wind war so stark (5-6 in Böen 7), dass selbst das Halten der Kamera auf der Brückennock schwierig war. Immerhin fuhr das Schiff ja mit 19 kts, das sind 35 km/h gegen den starken Wind an. Natürlich schwankte das Schiff auch ein wenig nach allen Seiten, aber das ist eben Seefahrt pur.
Seekrank wurde ich nicht und konnte so auf den vollen Genuss dieser Nordseeüberquerung bei rauer See kommen. Um 17 Uhr kam der Revierlotse für Rotterdam an Bord, Einlaufen Rotterdam Beatrixhafen war 19:00 Uhr. Da es für eine Heimfahrt mit dem Auto zu spät war, blieben sowohl ich als auch der zweite Passagier noch an Bord. Das hatte allerdings für uns zur Folge, dass wir nachts um 3:00 Uhr mit dem Schiff in den 50 km entfernten Europahafen Rotterdams fuhren und dann ein Taxi benötigten um zum Auto zu kommen. Um 9:30 ging ich von Bord mit einem tränenden Auge, denn das war eine der bisher allerschönsten Reisen, wenn nicht sogar die schönste, die ich je gemacht hatte. Ich hatte nicht nur die Seefahrt, sondern auch viele Gespräche mit der Crew, wobei ich feststellte, dass mit abnehmendem Grad die Herzlichkeit der Besatzung zunahm. Die Offiziere einschließlich Kapitän waren allesamt etwas reservierter aber ebenfalls freundlich und hilfsbereit.
Die nächste Frachtschiffreise ist natürlich schon anvisiert. Zu danken habe ich der gesamten Crew des Schiffes KRISTIN SCHEPER, der Reederei, die das Mitreisen ermöglicht und natürlich auch der Reisevermittlung Pfeiffer in Wuppertal.